In Europa haben Filme aus China vor allem im Martial-Arts-Genre Beachtung gefunden. Die Action-lastigen Kampfsportfilme erlangten in den 1970er Jahren Beachtung über die chinesischen Landesgrenzen hinaus. Der Schauspieler Bruce Lee trug dazu bei, asiatische Kampfkunst auch im europäischen Raum salonfähig zu machen. Bemerkenswerterweise wurde der Siegeszug des chinesischen Films von den Vereinigten Staaten aus angetreten. Bruce Lee wurde in San Francisco geboren, hat also neben der chinesischen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft und heißt mit chinesischem Namen Lee Xiao Long (Xiao long bedeutet kleiner Drache). Seine beiden Staatsbürgerschaften können als Parabel gesehen werden für die amerikanisch-chinesischen Co-Produktionen, in denen er später als Hauptdarsteller die Ästhetik der Kampfkunst nicht nur an das Publikum in den USA und in China, sondern auch in Europa vermittelte.
Martial Arts Filme aus China kommen in Europa an
Nicht zuletzt Bruce Lee ist es zu verdanken, dass die Verbreitung der asiatischen Kampfkünste in den Folgejahren in Europa rasant zunahm und Kampfsportarten fast schon zum Volkssport ernannt wurden. Wie der Name Kampfkunst schon andeutet, geht es bei asiatischen Kampfsportarten wie Judo, Karate und den vielen weiteren Variationen, nicht nur um den Kampf, sondern vor allem um Körperbeherrschung, Ästhetik und einer mentalen Haltung gegenüber dem „Gegner“. Damit wurde in Europa erstmals das Bewusstsein für die kulturellen Unterschiede zwischen Asien und Europa geschärft und über die Filmindustrie ein Zugang zu dieser Kultur geschaffen.
Nachdem Amerika die Tür zum chinesischen Filmemarkt aufgestoßen hatte, etablierte sich das Genre des sogenannten Kungfu- oder auch Wuxia-Films vor allem in den 1980er und 1990er Jahren mit international bekannten Schauspielern wie Jackie Chan oder Jet Li. Weiterhin waren Co-Produktionen amerikanisch-chinesischer Regisseure wie Ang Lee populär, aber auch rein chinesische Produktionen schafften den Durchbruch in Europa.
Neben Martial Arts Filmen fanden nach und nach auch andere Filme aus China den Weg nach Europa. Bekannte Filme außerhalb des Wuxia-Genres sind etwa die amerikanisch-chinesische Co-Produktion „Eat Drink Man Woman“ von Ang Lee aus dem Jahr 1994 oder „20 30 40“ von Sylvia Chang, der im Jahr 2004 in Taiwan erschien. Die drei Säulen chinesischer Filmproduktion sind neben Filmen aus Taiwan und aus Festlandchina vor allem Filme aus Hongkong.
Filme aus China von Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute
Die britische Kolonie Hongkong galt vor allem während der Turbulenzen des chinesischen Bürgerkriegs Anfang des 20. Jahrhunderts als Zufluchtsort für Filmemacher, die sich dort in ihrem künstlerischen Schaffen freier fühlten. Unter der Propagandapolitik der späteren Volksrepublik China verloren Filme aus China aber zwischenzeitlich an Bedeutung, denn Kino wurde stark instrumentalisiert. Bis in die 1980er Jahre wurden Filme aus China in Europa praktisch nicht wahrgenommen, denn sie waren zu sehr im Dienste der Politik, als dass sie international konkurrieren konnten. Eine Ausnahme stellt der Kinderfilm „The Magic Kite“ aus 1985 dar. Der Film beschreibt auf sehr unschuldige Weise die Erlebnisse eines Drachens, der sich von Peking nach Paris verirrt. Von dort aus bringen ihn drei französische Kinder zurück nach Hause und lernen dort die geheimnisvolle Kultur des alten Chinas sowie die Freundschaft chinesischer Kinder kennen. „The Magic Kite“ ist einer der weniger Filme aus China, der während dieser politisch angespannten Zeit internationale Beachtung fand.
Erst mit der Martial-Arts-Welle kam es zu einem Erstarken der chinesischen Filmproduktion, die schließlich Ende der 1990er Jahre im Zuge der Asienkrise und der damit verbundenen wirtschaftlichen Turbulenzen wieder nachließ. Den Marial Arts Filmen kommt in Hinblick auf eine mögliche Zensur zugute, dass ihre Handlung meist recht flach ist und der Plot in erster Linie auf Kampfszenen beruht. Insofern sind diese Filme aus China auch nicht in Gefahr, politische Aussagen zu treffen. Mit der Entspannung der politischen Lage kam es auch zu einem Aufschwung der Filme aus China. Im Jahr 1987 erschien „Rotes Kornfeld“, der ein Jahr später auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. Der Film behandelt das Schicksal einer jungen Frau, die einen leprakranken 50-jährigen Schnapsbrenner heiraten soll. Verschiedene versuchte Vergewaltigungen und Interaktionen mit anderen Männern aus ihrem Umfeld beschreiben das harte Leben der Frau, die durch ihren starken Willen und ihre ungebrochene Haltung besticht. Explizit sexuelle Handlungen werden nach chinesischer Manier nicht dargestellt. Der Film besticht durch farbenprächtige Landschaftsaufnahmen und indirekte Darstellungen der Ereignisse. Sowohl in Europa als auch in China hatte „Rotes Kornfeld“ Kritik erfahren. Aus chinesischer Sicht ist der Film sehr freizügig, während europäische Besucher ihn teilweise als zu regimekonform ansahen.
Dass Filme aus China immer noch stark reglementiert sind, beweist der aktuelle Stopp der Ausstrahlung des Tarantino-Films „Django Unchained“. Medienberichten zufolge hatte Tarantino den Film eigens für die Ausstrahlung in China nachbearbeitet, etwa die Farbe des Blutes verdunkelt und die Szenen, in denen Blut spritzt, reduziert. Dennoch wurde der Film offensichtlich als unpassend befunden und von den Zensurbehörden aus dem Programm genommen.
Filme aus China: Themen und Motive
Entsprechend ist es für chinesische Filmemacher auch heute noch schwierig, passende Inhalte zu finden. Neben dem Genre-Kino der Martial Arts zeigen Filme aus China oft in beinahe dokumentarischer Weise Fragestellungen und Probleme des täglichen Lebens, etwa Essen oder verschiedene Lebensabschnitte. Gute Beispiele für solche Filme aus China sind die oben erwähnten „Eat Drink Man Woman“ und „20 30 40“. In „Eat Drink Man Woman“ wird eine Familie in Taiwan porträtiert. Im Zentrum der Handlung steht die Kochkunst des Vaters, ein begnadeter Koch, der aber durch sein Alter nach und nach seinen Geschmackssinn verliert. Die Mahlzeiten, die liebevoll und detailliert dargestellt werden, sind die Schnittstelle des verwitweten Vaters zu seinen drei Töchtern, die auf der Suche nach einem Partner sind. Dabei arbeitet der Regisseur Ang Lee den Generationskonflikt heraus, der zwischen dem eher autoritären Vater und seinen modernen Töchtern auftritt, der aber sensibel angepackt und letztlich auch gelöst wird.
Vergleichbar ist der Film „20 30 40“, der ebenfalls drei Frauen in eben diesen Altersstufen vorstellt und ihre Wünsche, Ängste und Probleme behandelt. Charakteristisch für Filme aus China ist, dass sie an die Darstellung der Charaktere sehr behutsam herangehen. Verglichen mit amerikanischen Filmen sind die Protagonisten nicht so überzeichnet und auch komische Elemente sind eher subtil eingebaut und nicht so plakativ wie in amerikanischen Produktionen.