Konfuzius – Die konfuzianische Lehre

 

Konfuzius und die konfuzianische Lehre

Konfuzius ist einer der wichtigsten chinesischen Philosophen und Begründer des nach ihm benannten Konfuzianismus. Geboren wurde er etwa 551 vor Christus im chinesischen Staat Lu, der heutigen Provinz Shandong an der Ostküste Chinas, unter der Zhou-Dynastie. Sein Name war Qiu aus der Familie der Kong. Dem chinesischen Sprachgebrauch nach wird der Familienname zuerst genannt, weshalb er also Kong Qui gerufen wurde. In der Höflichkeitsform wird daraus Kong Fu Qui, wobei „Fu“ für Mann oder auch Meister steht. Bei der Transkription der chinesischen Schriftzeichen ins Lateinische durch die Jesuitenmönche wurde die Silbe –us für maskuline Endungen im Nominativ angefügt und aus Kong Fu Qui wurde Konfuzius. Noch heute ist der Name Kong in China und anderen asiatischen Länder verbreitet und gehört nachweislich zu den weltweit ältesten Familienlinien.Der junge Qui verlor schon in früher Kindheit seinen Vater, einen Heerführer, und wurde von seinem Großvater unterrichtet. Angeregt durch diese gute Erziehung interessierte er sich schon früh für Philosophie und die geistigen Strömungen seines Landes. Konfuzius heiratete mit 19, verlor zwei Jahre später auch seine Mutter und Konfuzius war zu dieser Zeit mit verschiedenen Hilfstätigkeiten beschäftigt. Auf Grund politischer Unruhen musste er 515 v. Chr. seinen Staat Lu verlassen und suchte im Nachbarstaat Qi, nördlich seiner Heimat, Asyl. Etwa um das Jahr 500 kehrte er aber zurück und erlebte von da an einen politischen und gesellschaftlichen Aufstieg. Konfuzius wurde erst Bau-, dann Justizminister und schließlich Vize-Kanzler. Aber schon ein Jahr später geht er wieder ins Exil und begibt sich auf eine dreizehn Jahre dauernde Wanderschaft durch verschiedene Staaten, immer begleitet von Unruhen. Während dieser Zeit verdingt sich Konfuzius als Berater an verschiedenen Höfen, aber auch als Wanderlehrer, was wohl die wichtigste Phase für die spätere Blüte seiner Lehre war. Zu seinen Lebzeiten hat sich die Konfuzianische Lehre aber nicht großflächig durchsetzen können, erst nachfolgende Generationen seiner Schüler etablierten das Gedankengut des Konfuzius.


Dass seine Lehre nicht von Anfang an auf so zahlreiche Anhänger trifft, ist wohl auch der Zeit geschuldet, in der Konfuzius lebte. Historisch wird die Epoche als „Zeit der Frühlings- und Herbstannalen“ bezeichnet. Die herrschende Zhou-Dynastie hatte immer mehr Machteinbußen durch kleinere Territorialherrscher zu beklagen. Das Erstarken der territorialen Macht hatte häufige Umwälzungen und Machtkämpfe zur Folge, die Bevölkerung war im Umbruch. Dass die Weisheiten des Konfuzius aber heute noch zur wichtigsten chinesischen Strömung gehören, verdankt Konfuzius also nicht zuletzt seinen Schülern, die seine Lehre über die Jahrhunderte weitertrugen und verbreiteten.
Grundgedanke der Weisheiten des Konfuzius war die Gesellschaftsordnung, also das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, das Verhältnis des Menschen zu seinen Ahnen und Mitmenschen, das Verhältnis zwischen gesellschaftlichen Rängen, die Pflege von Riten und Moral. Wichtige Tugenden sind Respekt, Pflichtbewusstsein und Ordnung. Verglichen mit anderen philosophischen Strömungen beschäftigt sich Konfuzius nicht mit dem Ursprung und der Sinnhaftigkeit der Welt, sondern setzt den Schwerpunkt auf Pragmatismus und Ist-Bezogenheit. Aus dieser Moral heraus entwickelt der Konfuzianismus die fünf Tugenden: Menschlichkeit, Gerechtigkeit, ethisch korrektes Verhalten, Weisheit und Güte. Aus diesen Tugenden leiten sich die Verhaltensmaxime ab, die die Weisheiten des Konfuzius vorsehen: Loyalität gegen über Ranghöheren und Staat, Pietät gegenüber Angehörigen und Ahnen sowie gegenüber dem Alter, Wahrung althergebrachter Strukturen, Respekt gegenüber der Gesellschaftsordnung. In diesem Punkt unterscheidet sich die Konfuzianische Lehre am meisten von Europäischen Weltbildern: Während die westliche Moral gebietet, immer wieder die bestehenden Strukturen zu hinterfragen und neu zu bewerten ist laut der Weisheiten des Konfuzius möglichst regelgetreues Verhalten propagiert. Dementsprechend kann man auch in heutigen chinesischen Gesellschaftsstrukturen noch eine Psychologie der bedingungslosen Loyalität gegenüber der eigenen Gruppe feststellen, während im Westen der Individualismus vorherrscht.
Für Anhänger des Konfuzianismus geht die Gruppe über den Einzelnen und unter dem Wohl der Gruppe ordnen sich die Bedürfnisse des Individuums unter. Daraus leiten sich nach Konfuzius die fünf Elementarbeziehungen ab:

Die fünf Elementarbeziehungen nach Konfuzius:

– Die Beziehung von Vater und Sohn, der Sohn ist dem Vater zu Ehrerbietung und Unterordnung verpflichtet.
– Die Beziehung von Herrscher und Untertan, der Untertan hat dem Herrscher Folge zu leisten und ordnet seine persönlichen Bedürfnisse unter.
– Das Verhältnis der Ehefrau zu ihrem Ehemann, sie stellt ihre eigenen Ansprüche zum Wohl des Mannes und der Familie zurück sowie
– das Verhältnis zwischen Brüdern, wobei der jüngere Bruder sich dem Älteren unterordnet.
– Einzig das Verhältnis zwischen Freunden kann gleichberechtigt sein.

Ein wesentlicher Bestandteil der Weisheiten des Konfuzius ist das Studium. Der Schüler, der seinen Meister verehrt, bringt ihm am meisten Ehrerbietung entgegen durch Nachahmung. Einer der Sinnsprüche des Konfuzius ist „Die Erfahrung ist wie eine Laterne am Rücken; sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir schon gegangen sind“. Die Erfahrungen des anderen zu wertschätzen und nachzuempfinden ist also die wichtigste Säule des Studiums. Konfuzius empfiehlt seinen Schülern die Lektüre von fünf Büchern, die so genannten „Fünf Klassiker“ des Konfuzianismus:

Konfuzius: Die fünf Klassiker des Konfuzianismus:

– Yijing, das Buch der Wandlungen;
– Shijing, das Buch der Lieder;
– Shujing, das Buch der Urkunden;
– Liji, das Buch der Riten und
– Chunqiu, die Frühlings- und Herbstannalen

Auch dieses Prinzip stößt auf kulturelle Missverständnisse zwischen Ost und West. Während es chinesische Ingenieure als höchste Ehrerbietung ihren westlichen „Meistern“ gegenüber empfinden, ihre Produkte möglichst detailgenau zu imitieren, steht diese Praktik unter dem negativen und sogar strafrechtlich besetzten Begriff „Plagiat“ im Westen im krassen Gegensatz zum dort verbreiteten Individualismus. Für Konfuzius aber ist Individualismus das Gegenteil dessen, was er als edel bezeichnet und als Handlungsziel vorgibt. Individualismus ist im Konfuzianismus schnell gleichgesetzt mit Egoismus und so wird durch rücksichtsloses Verhalten eines einzelnen das Wohl der ganzen Gruppe aufs Spiel gesetzt. Auch Regimekritik ist in China schon aus philosophischer Sicht nicht angebracht: Man schätzt die Traditionen der Herrscher und glaubt daran, dass sich durch Jahrhunderte der Praxis Ordnungen eingeschliffen haben, die ein einzelnen Menschenleben nicht durchblicken kann und daher nicht umwerfen soll. Im Gegensatz dazu haben Westeuropäer schon allein auf Grund ihrer faschistischen Vergangenheit die Bürgerpflicht, ihre Herrschaftsstrukturen laufend kritisch zu hinterfragen.

Vor dem Hintergrund der Philosophie des Konfuzius erklären sich viele kulturelle Differenzen zwischen Asien und Europa. Wichtig ist, nicht zu vergessen, dass es kein richtig oder falsch solcher philosophischer Strömungen gibt, sondern dass es sich um verschiedene Ansatzpunkte handelt, die in verschiedenen Vor- und Nachteilen und Auswirkungen resultieren.

 

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